Herzinfarkt - Wenn jede Minute zählt

07. Januar 2022
7 Minuten

Wichtige Punkte:

  • Ein Herzinfarkt führt zu einer Unterbrechung der Sauerstoffversorgung des Herzes, weswegen schnelles Handeln unabdinglich ist.
  • Bei erstmaligem Auftreten bestimmter Beschwerden sollte ein Herzinfarkt niemals ausgeschlossen werden, unabhängig davon, ob Sie in die Gruppe der Risikopatienten gehören oder nicht.
  • Auch bei einem Herzinfarkt können unterschiedliche Beschwerden auftreten. In bestimmten Fällen kann ein Infarkt auch vollkommen ohne Schmerzen auftreten. Hier ist erhöhte Vorsicht geboten.
  • Die Überlebenschancen sind größer und die bleibenden Schäden am Herz geringer, je schneller die medizinische Behandlung einsetzt.

Bei einem Herzinfarkt ist jede Sekunde entscheidend, denn je schneller er erkannt und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen keine schwerwiegenden Folgen davonzutragen. Viele Betroffene zögern und verlieren dadurch lebensrettende Zeit. Informieren Sie sich hier, wie es zu einem Herzinfarkt kommt und welche Anzeichen Sie ernst nehmen sollten.

Wie entsteht ein Herzinfarkt?

Das Herz ist neben unserem Gehirn das wichtigste Organ im menschlichen Körper. Dieser ist für den Bluttransport zuständig und versorgt alle Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen. Das Herz selbst wird durch die drei großen sogenannten Herzkranzgefäße mit Sauerstoff versorgt. Wird aber ein oder mehrere Herzkranzgefäße durch ein Blutgerinnsel verschlossen, so könnte ein Herzinfarkt entstehen.

Unter einem Herzinfarkt wird der plötzliche Funktionsverlust des Herzes verstanden. Ist aufgrund eines Blutgerinnsels ein Herzkranzgefäß verstopft, kann der Herzmuskel nicht mehr mit Blut versorgt werden, d.h. die Sauerstoffversorgung des Herzes wird unterbrochen, und der betroffene Teil des Herzes kann seine Funktion nicht mehr erfüllen und stirbt im späteren Stadium ab, wodurch die Pumpkraft des Herzens ein Leben lang herabgesetzt wird.

Beachten Sie: Ein Herzinfarkt kann lebensbedrohlich sein, denn je länger die Blutversorgung unterbrochen wird, desto massiver können die Schäden ausfallen. Daher ist bei einem Herzinfarkt schnelles Handeln angesagt.

Ursachen & Risikofaktoren

In der Regel liegt die Ursache eines Herzinfarktes in einem Verschluss eines oder mehrerer Herzkranzgefäße.

Bei den Herzkranzgefäßen handelt es sich um kleine Blutgefäße, die den Herzmuskel umschließen und für die Blut- und Sauerstoffzufuhr des Herzmuskels verantwortlich sind. Ist ein oder mehrere Blutgefäße durch sogenannte Plaques, verkalkte Fettablagerungen an den Gefäßinnenwänden, verengt und in weiterer Folge verstopft, wird die Blutversorgung des Herzmuskels zunehmend erschwert.

Diese Arterienverkalkungen (Arteriosklerose) werden im Falle der Herzkranzgefäße auch koronare Herzkrankheit (KHK) genannt.

Die Ablagerungen (Plaques) können im Laufe der Zeit einreißen und aufbrechen. Und um die Risse zu verschließen, setzen sich dort Blutplättchen ab. Durch diesen Prozess werden Botenstoffe freigesetzt, die weitere Blutplättchen anlocken, bis sich schließlich ein Blutgerinnsel bildet und das Gefäß verstopfen. Ist das betroffene Blutgefäß zu stark verengt oder gar vollständig verstopft, ist als Folge eine ausreichende Blut- und Sauerstoffversorgung nicht mehr gegeben und das Herz erleidet einen Infarkt mit entsprechenden Symptomen.

Die koronare Herzkrankheit (KHK) gilt als Hauptursache für einen Infarkt. Es gibt jedoch auch bestimmte Faktoren, die das Herzinfarktrisiko erhöhen können. Zu den Risikofaktoren zählen:

  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • höheres Lebensalter
  • genetische Faktoren
  • männliches Geschlecht (aber auch Frauen können einen Herzinfarkt erleiden!)
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht
  • übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum
  • unausgewogene Ernährung
  • chronischer Stress
  • erhöhte Blutwerte bzw. Blutfettwerte

Je mehr der oben genannten Risikofaktoren auf Sie zutreffen, desto höher ist das Herzinfarktrisiko.

Symptome

Bei einem Herzinfarkt sollten Sie keine Zeit verlieren, denn je früher der Herzinfarkt erkannt wird, desto größer sind die Überlebenschancen. Selbst bei geringstem Verdacht sollten Sie einen Herzinfarkt nicht ausschließen, sondern vielmehr bei den ersten Beschwerden Ihren Arzt aufsuchen, denn meist tritt ein Herzinfarkt unerwartet und ohne vorherige Beschwerden auf. Anhand folgender Anzeichen können Sie einen Herzinfarkt erkennen:

  • Druckgefühl im Brustkorb und plötzlich eintretende starke Brustschmerzen (im vorderen linken Brustbereich oder hinter dem Brustbein), die in Arme, Oberbauch, Rücken, Schulter, Hals oder Kiefer ausstrahlen können und von der Bewegung unabhängig sind
  • Engegefühl bzw. Brennen in der Brust
  • Atemnot bei minimalen Belastungen oder in Ruhe
  • unregelmäßiger Puls
  • Zusätzlich unspezifische Symptome wie starkes Schwindelgefühl, Übelkeit, Erbrechen und Unruhe

In bestimmten Fällen kann ein Infarkt auch gänzlich ohne Schmerzen auftreten. Etwa 20 % der Infarkte sind asymptomatisch, d.h. dass keine Schmerzen verursacht werden. Der sogenannte „stumme Herzinfarkt“ tritt vor allem bei Personen mit Vorerkrankungen wie Diabetes auf.

Erste Warnsignale

Ein Herzinfarkt ereignet sich nur selten akut. Oft können bereits Wochen oder Monate zuvor auf eine Herzerkrankung hinweisen. Kontaktieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie folgende Beschwerden erstmals bei Ihnen wahrnehmen sollten:

  • Druckgefühl im Brustbereich bzw. starke stechende Schmerzen (länger als 15 Minuten)
  • Engegefühl im Brustkorb, vor allem bei Anstrengung
  • Ausstrahlung der Schmerzen in Arme, Rücken, Schulte oder Kiefer
  • unerwartete Schmerzen im Oberbauch
  • Atemnot bei Belastung

Was Sie tun können?

Die beste Hilfe ist sofort zu reagieren! Wenn Sie bei sich oder einer anderen Person die oben genannten Warnsignale entdecken, folgen Sie folgende Schritte:

  1. Alarmieren Sie umgehend den Notarzt und äußern Sie Ihren Verdacht auf Herzinfarkt.
  2. Lagern Sie die betroffene Person mit leicht angehobenem Oberkörper am Boden oder anlehnend an die Wand.
  3. Öffnen Sie enge Bekleidung, wie Krawatten oder Kragen. Öffnen Sie ein Fenster, falls erforderlich.
  4. Sorgen Sie dafür, dass sich die betroffene Person nicht körperlich anstrengt. Beruhigen Sie die Person und bitten Sie ihn ruhig und tief zu atmen.
  5. Lassen Sie die Person, bis die Rettung eintrifft, nicht allein. Bitten Sie Nachbarn um Hilfe, während Sie sich um den Herzinfarktpatienten kümmern.
  6. Bei Atem- und Herzstillstand sollten Sie umgehend mit der Wiederbelebung beginnen (Herzdruckmassage, ggf. Mund-zu-Mund-Beatmung). Die Reanimierungsmaßnahmen müssen so lange fortgesetzt werden, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist oder die betroffene Person wieder von selbst atmet. Falls Sie nicht wissen, wie Sie das tun sollen, wird Sie die Rettungszentrale telefonisch anweisen.

Was passiert dann im Krankenhaus?

Im Krankenhaus werden Sie bei Verdacht auf einen Herzinfarkt umgehend untersucht mittels einem EKG und einer Blutuntersuchung. Im EKG kann man einen “Hebungsinfarkt” sofort erkennen und anhand der Blutuntersuchung kann man feststellen, ob Enzyme als Marker einer Herzmuskelschädigung erhöht sind.

Unabhängig davon, wenn der klinische Eindruck sehr spezifisch ist für einen Infarkt ist, kann sofort eine Angiographie der Herzkranzgefäße durchgeführt werden.  Hierbei werden durch Spezialisten die Herzkrankgefäße auf eine Verengung oder Verstopfung direkt untersucht und bei Bedarf mit medizinischen Maßnahmen (Stents, Balloons) wieder eröffnet. Dies führt in der Regel zu einer sofortigen Besserung der Beschwerden.

 

Sollten Sie zum Thema Herz und Herzinfarkte noch Fragen haben oder weitere Informationen wünschen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Ihr Dr. med. univ. Miran Arif, MSc

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